Kleine Würfel mit dem Text Nonbinary

Menschen sind verschieden. Wir leben jedoch in einer Gesellschaft, in der bestimmte Erwartungen oder Vorstellungen darüber, wie Menschen sind oder zu sein haben, existieren. Ziel einer auf  Gerechtigkeit ausgerichteten Gesellschaft ist es, diese Vorstellungen zu überwinden und Menschen in ihrer Vielfalt anzuerkennen.

"Die Abwertung und Diskriminierung von Menschen aufgrund tatsächlicher oder ihnen zugeschriebener Merkmale widerspricht fundamental dem demokratischen Anspruch von Würde und Gleichwertigkeit aller Menschen, der im Grundgesetz und in den Menschenrechten verankert ist."

Küpper et al. 2017

Sexuelle Vielfalt

Menschen haben unterschiedliche sexuelle Orientierungen, das heißt, sie fühlen sich zu verschiedenen Geschlechtern hingezogen.

"Für die meisten Menschen stellt die sexuelle Orientierung einen zentralen Aspekt ihrer Persönlichkeit, ihrer sexuellen Identität, dar. Sie beschreibt nämlich nicht nur, zu wem man sich hingezogen fühlt – sie umfasst auch das eigene Erleben, individuelle Erfahrungen und persönliche Empfindungen. Außerdem hat die sexuelle Orientierung auch für außenstehende Menschen eine Bedeutung: Mit ihr kommen Annahmen und Hoffnungen, Wertvorstellungen und unter Umständen sogar Vorurteile auf."

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2022

Geschlechtliche Vielfalt

Das Geschlecht umfasst Vieles: Biologische Merkmale, das äußere Erscheinungsbild sowie die eigene Geschlechtsidentität. Diese können, müssen sich aber nicht automatisch bedingen. Und auch in der Biologie kennt man verschiedene Geschlechter: Das Anatomische, das Hormonelle, das Genetische, das Chromosomale und einige mehr.

"Wer nicht in das binäre Geschlechtersystem passt, immer übersehen und nicht mitgedacht wird oder sich sogar ständig selbst erklären muss, kann darunter sehr leiden. Menschen, die nicht in diese binäre Vorstellung von Geschlecht passen, werden außerdem oft diskriminiert oder sogar angegriffen."

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2022

 

Eine Einführung in die verschiedenen Begrifflichkeiten zu geschlechtlicher und sexueller Vielfalt finden Sie hier.

 

Ausgewählte Erkenntisse

Zwischen Nächstenliebe und Abgrenzung: Eine interdisziplinäre Studie zu Kirche und politischer Kultur

Ressentiments in Bezug auf geschlechtliche und sexuelle Vielfalt sind nach wie vor gesellschaftlich relevant. So zeigen Pickel et al. (2022) in ihrer Studie, dass Homosexualität und Transgeschlechtlichkeit von einem gewissen Teil der Bevölkerung noch immer abgelehnt wird. Dabei unterscheiden sich Personen mit und ohne Religionszugehörigkeit kaum. Betrachtet man jedoch die Religiosität, zeichnet sich bei bestimmten religiösen Gruppen eine stärkere Vorurteilsneigung ab.

"Je religiöser eine Person ist, desto eher neigt sie zu Sexismus und Homophobie. Somit besitzt Religiosität für Haltungen gegenüber sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sowie feministischen Bestrebungen eine beachtliche Relevanz – im Sinne einer Ablehnung."

EKD 2022

Eine Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse der Studie des Studienzentrums der EKD für Genderfragen finden Sie hier.

 

Einstellungen gegenüber lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen in Deutschland

"Auch wenn nur sehr wenige Befragte Aggression und Gewalt gegenüber homosexuellen Personen rechtfertigen, so äußert immerhin jede_r zehnte Befragte zumindest etwas Verständnis dafür bzw. legitimiert Aggression gegenüber homosexuellen Menschen, indem ihnen selbst die Schuld dafür zugewiesen wird."
Zudem zeigt rund ein Fünftel der Befragten "abwertende Einstellungen gegenüber trans*geschlechtlichen Menschen. Die Einstellungen gegenüber Trans*Personen hängen eng mit denen gegenüber homosexuellen Personen zusammen – wer die einen abwertet, wertet auch eher die anderen ab und umgekehrt."

Betrachtet man die Verteilung homophober Einstellungen nach soziodemographischen Merkmalen, zeigt sich, dass insbesondere Ältere (über 65 Jahre), Befragte mit niedrigen Bildungsabschluss sowie männliche Befragte stärkere Vorurteilsneigungen aufweisen.

Küpper et al. (2017)

Anteile an Personen mit katholischer, evangelischer und ohne Religionszugehörigkeit, die dieser Aussage zustimmen

 

 

 

 

 

Weiterführendes aus Kirche und Gesellschaft

Transgeschlechtlichkeit

Die Bundesregierung plant die Einführung eines Selbstbestimmungsgesetzes, dass das bislang geltende Transsexuellengesetz ablösen soll. Eine Übersicht des Lesben- und Schwulenverbands darüber, welche Veränderungen geplant sind, finden sie hier.

Ehe für alle

Im Juni 2017 wurde die Ehe für alle mit einer großen Mehrheit im Bundestag veranschiedet. Informationen über den Werdegang sowie über staatliche Bestimmungen zur Homosexualität bietet die Bundeszentrale für politische Bildung.

Segnung/ Trauung in den Landeskirchen

Bereits 2016 haben erste Landeskirchen beschlossen, Segnungen für homosexuelle Paare einzuführen. Jedoch sind die Regelungen für eine Segnung/ Trauung bis heute in den Landeskirchen sehr unterschiedlich. Eine Zusammenstellung über den aktuellen Stand in den Landeskirchen finden sie auf evangelisch.de.

Positionspapiere und Beiträge der EKD

Vielfalt und Gemeinsinn
Der Beitrag der evangelischen Kirche zu Freiheit und gesellschaftlichem Zusammenhalt Ein Grundlagentext der Kammer für Öffentliche Verantwortung der EKD, 2021

Empfehlungen für eine geschlechtergerechte Sprache in schriftlichen Äußerungen der EKD sowie in Normtexten, Beschluss des Rates der EKD 2020

Hier ist nicht Mann noch Frau. Recht auf Gleichbehandlung ungeachtet sexueller Orientierung und Identität. Material zum Tag der Menschenrechte, EKD 2016

Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken. Eine Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland 2013

Es gibt Menschen, die sich mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, nicht identifizieren. Auch die Liebe kennt viele Facetten. Pilgernd wollen wir die Vielfalt der göttlichen Schöpfung wahrnehmen und miteinander ins Gespräch kommen.

 
Ratsvorsitzende Anette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen

Frauenfeindlichkeit ist kein individuelles Problem oder eine individuelle Meinung, sondern ein strukturelles Problem und Sünde.

 
Landesbischof Friedrich Kramer, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland

Wir sind durch Gott zur Umkehr aus einer unheilvollen Geschichte von Vorverurteilungen und  Verletzungen an queeren Menschen gerufen.

Bischof Christian Stäblein, Evangelische Kirche Berlin – Brandenburg – schlesische Oberlausitz

Es ist weitverbreitet, Frauen als Menschen mit Geschlecht zu betrachten und Männer als Menschen: Chefinnen haben einen ‚weiblichen Führungsstil‘, Männer einen eigenen

 Margarete Stokowski, Autorin und Kolumnistin

Geschlechtergerechte Gesellschaften sind nicht nur fairer, sie sind auch stärker - in Deutschland und weltweit.

 Franz Müntefering, Ehemaliger Vizekanzler

Geschlechtergerechtigkeit muss zu einem durchgängigen Leitprinzip in Veränderungsprozessen werden.

Dorothee Land, Gleichstellungsbeauftragte der EKM